Der Hochwassereinsatz der FF Feudenheim in Zahlen und Fakten (für feuerwehrtechnisch Interessierte)

Nach einer kurzen und informativen Berichterstattung sowie den internen Nach- und Aufräumarbeiten möchten wir hier – für alle feuerwehrtechnisch Interessierten – die Zahlen, Daten und Fakten zusammentragen und zur Verfügung stellen.

Durch die Einsatzleitung und den Stab im Katastrophengebiet wurde neben vielen anderen Einheiten auch der Hochwasserzug der Feuerwehr Mannheim angefordert.

Dieser besteht aus folgenden Komponenten:
KdoW
– zur Führung der Einheit

2x MTW
– in Mannheim werden hierzu meist den FF-Abteilungen zugeordnete MFZ / FüKW genutzt

LF20 KatS
– zur technischen Ausstattung der Einheit und zur Abarbeitung von kleineren „Paralleleinsätzen“

WLF + AB-Boot
– auf diesem Abrollbehälter sind 8 Hochwasserrettungsboote inkl. Dem benötigten Zubehör verlastet und können autark zum Einsatz gebracht werden. Die Mannschaft der FF Feudenheim ist hierfür speziell zu Bootsführern ausgebildet worden. Der AB-Boot wurde im Verlauf des Einsatzes gegen den AB-Pumpen (Auf diesem Container sind eine große Anzahl Tauchpumpne, Schmutzwasserpumpen, Wackerpumpen und Mastpumpen inklusive dem benötigten Schlauch- und Zubehörmaterial verlastet. Teilweise ist diese Beladung auf kleinen Rollwagen zu funktionalen Einheiten inkl. Stromerzeuger gebündelt.) ausgetauscht

RW
– technisches Material in größerem Umfang

GW-T
– der GW-Transport dient einerseits der Beförderung weiterer Ausrüstung, die nicht standardmäßig auf den Fahrzeugen verlastet ist, wie beispielsweise Feldbetten, Verpflegung und andere Gegenstände um einen autarken Einsatz zu ermöglichen. Andererseits aber auch zum Abtransport von verschmutztem oder gar kontaminiertem Einsatzmaterial.

Dieser Hochwasserzug wird gestellt von den Kräften der Freiwilligen Feuerwehren Feudenheim, Nord und Wallstadt und durch Kräfte der Berufsfeuerwehr geführt.

Insgesamt dauerte der Einsatz von der Anforderung am Donnerstag 15:30 Uhr bis zur Rückkehr am Montag 2:00 Uhr. Die jeweiligen Aufräum- und Rüstzeiten nach der Rückkehr sind hier nicht eingerechnet.

Der Ablauf in chronologischer Reihenfolge:
Abfahrt Schicht 1 gegen 21:00 Uhr von der HFW Mannheim
Ankunft in Trier gegen Mitternacht im Bereitstellungsraum Hermeskeil.

In der Nacht Donnerstag auf Freitag wurde durch die Mannschaft ab 1:00 Uhr der FF-Standort Newel bis Freitag 6:00 Uhr besetzt, da die dortigen Kameraden aufgrund der unzähligen abgearbeiteten Einsätze eine Ruhepause benötigten. Während diesem Stadtschutzeinsatz kam es zu keiner akuten Alarmierung.

Am Freitag um 6:00 Uhr erfolgte der Umzug in einen weiteren Bereitstellungsraum und die Zuordnung zur Berufsfeuerwehr Trier / Feuerwache 2.

Im Tagesverlauf wurde der Zug der Feuerwehr Mannheim in den Einsatzabschnitt Trier-Ehrang verlegt. Dort erfolgte nach Rücksprache mit der Abschnittsleitung die Erkundung der Lage und Aufteilung der Kräfte in die einzelnen Straßen des Stadtteils.

Bei der Ankunft der Kräfte ist ein Großteil des Abschnitts noch etwa hüfthoch überflutet. In diesen Bereichen konnten wir vorerst nicht – weder zu Fuß noch mit Fahrzeugen – tätig werden. Auch das Abpumpen der höher gelegenen Einsatzstellen musste eingestellt werden, da das abgepumpte Wasser über die Kanalisation den überfluteten Bereich zusätzlich speiste.

Parallel wurden mehrere HFS (Hytrans Fire System – Abrollbehälter mit dieselgespeistem Aggregat welches eine hydraulisch betriebener Schwimmpumpe antreibt. Das notwendige Zubehör wie F-Schlauchleitungen ist ebenfalls auf dem Container verlastet. Diese kann während der Fahrt verlegt werden. Die Pumpe fördert bis zu 8000 Liner / Min. ) durch andere Einheiten eingesetzt um die vollgelaufenen Straßen und die Kanalisation zu entlasten.

Gegen 15 Uhr konnte dann mit ersten Pumpmaßnahmen in unserem Einsatzabschnitt begonnen werden. Eingesetzt wurden:

– Fahrzeugpumpe des LF KatS
– Tragkraftspritzenpumpen
– Tauchpumpen B
– Wackerpumpen A-Saugschlauch
– Wackerpumpen B-Saugschlauch

Neben dem Abpumpen des Wassers aus den Kellern und Wohnungen bestand die Aufgabe im Absuchen der nun zugänglichen Gebäude. Lange Zeit über waren aus vielen Gebäuden keine verlässlichen Angaben zum Aufenthalt der Bewohner zu bekommen, weshalb diese Suche notwendig wurde.

Am Freitag gegen 20 Uhr erfolgte der erste Schichtwechsel. Nachrückende Kräfte aus Mannheim lösen die erste Schicht ab, auch hier kamen wieder 21 Mann / Frau an die Einsatzstelle. Zeitgleich mit der personellen Ablösung erfolgte der Tausch der beiden Abrollbehälter, da ein Einsatz der Boote in diesem Einsatzgebiet nicht mehr nötig war und es sich zu einem technischen Einsatz mit massivem Pumpenbedarf wandelte.

Durch das zweite Team wurden die Pumparbeiten der ersten Mannschaft fortgeführt und – je nach Wasserstand – auch schon abgearbeitet. Ein erneuter Rundgang der „neuen“ Führungskräfte sorgte für eine wiederholte Kontrolle der kompletten Bebauung der drei zugeordneten Straßen.

Neben den oben schon angeführten Pumpen kamen weitere Großpumpen, Tauchpumpen B und C aus dem Abrollbehälter Pumpen zum Einsatz.

Gegen 02:30 Uhr in der Nacht wurde die Einsatzstelle verlassen und die Kräfte konnten auf der Feuerwache 2 in Trier ein paar Stunden schlafen, duschen und noch etwas essen.

Der Samstag war nach dem Frühstück ab 8 Uhr wieder geprägt von der Abarbeitung des ersten Einsatzabschnitts. Ein neuerlicher Rundgang brachte leider auch wieder vollgelaufene Keller zu Tage, erfreulicherweise konnte im Verlauf des Vormittags aber zu jeder der Wohneinheiten ein Bewohner gesprochen werden, um somit den eventuellen Aufenthalt weiterer Personen sicher ausschließen zu können. Im Tagesverlauf mussten noch einige Kellertüren geöffnet werden, um Zugang zu den Heizöltanks zu bekommen. Ebenso wurde eine abgerissene Hauptleitung abgestellt, um ein erneutes Volllaufen des Kellers zu vermeiden.

Gegen 17:30 Uhr erfolgte der nächste Schichtwechsel, bei dem erneut frische Kräfte aus Mannheim die Kräfte vor Ort ablösten. Um den Wechsel nicht in Gänze gleichzeitig durchzuführen, wechselten die Führungskräfte der Berufsfeuerwehr früher als die Zugführer und die Mannschaften der Freiwilligen Feuerwehr. Somit wurde – durch die doppelte gemeinsame Übergabe – sichergestellt, dass keine relevanten Informationen vergessen und mit auf den Heimweg genommen werden.

Die verbleibende Einsatzstelle wurde übernommen und weiter ausgepumpt. Als nur noch der Schacht voll war, wurde ein Stopp zur Pumpenkontrolle gemacht. Binnen 20 Minuten stieg das Wasser wieder um 5 cm, diesmal mit fast klarem Wasser. Nach weiterem Pumpen und immer stärkerem Anstieg wurde mit dem Abschnittsleiter zusammen entschieden, hier zu beenden und die Stadtwerke zu informieren. Es stellte sich heraus, dass die Ursache des Anstiegs der enorm hohe Grundwasserspiegel war.
Parallel dazu wurden drei weitere Keller in der Nachbarschaft leer gepumpt.

Das Einsatzende war gegen 22 Uhr, danach erfolgte auf der Feuerwache 2 die Reinigung und Prüfung der eingesetzten Geräte.

Am Sonntag Morgen erfolgte ein Abschnittswechsel in einen weiteren Bereich. Dort wurden „Chiemseepumpen“ in deckenhoch vollgelaufenen Großraumkeller mit Fahrstuhlschächten vorgenommen. Parallel hierzu kam es immer wieder in einzelnen Gebäuden zu Unterstützungen für die Anwohner.

In einer verschlossenen Kellerwohnung wurde nach Angaben von Nachbarn noch ein Anwohner vermutet. Glücklicherweise konnte nach der Öffnung durch die Kräfte der Feuerwehr Entwarnung gegeben werden.

Am Sonntag um 15:30 Uhr wurde der letzte Schichtwechsel durchgeführt. Die neuen Kräfte wurden an den verbliebenen Einsatzstellen in den Abschnitten eingesetzt und arbeiteten diese vollständig ab.

Im Anschluss wurden alle Fahrzeuge und Geräte auf die Feuerwache 2 der Trierer Feuerwehr gebracht, dort gereinigt und zu einem späteren Abtransport vorbereitet. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit den Kollegen der Berufsfeuerwehr Trier tritt der Hochwasserzug geschlossen die Heimreise nach Mannheim an.

Nach Ankunft in der Heimat wurde die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge hergestellt und die letzte Sicht beendet den Einsatz gegen 02 Uhr.
Die sich anschließenden Aufräum-, Putz- und Auffüllarbeiten in den jeweiligen Wachen und Gerätehäusern dauerten die ganze Woche über an.

Im Nachgang zum Einsatz wurde bereits in der ersten eingesetzten Einheit ein Nachbereitungsabend durchgeführt, bei dem nur die eingesetzten Kräfte anwesend waren und über ihre Eindrücke und teilweise auch belastenden Momente sprechen konnten. Dies wurde von allen als „guter Abschluss“ gesehen und bot den ersten Einblick in die Arbeit des im Aufbau befindlichen Einsatzkräfte-Nachsorge-Team.

Das Abschluss- und Informationsgespräch soll in den kommenden Tagen allen eingesetzten Einheiten angeboten werden.